Sir Jack Baldwin von der britischen University of Oxford wurde für seine Forschungsarbeiten in der Biosynthese und biomimetischen Synthese von Naturstoffen mit dem Paracelsus-Preis ausgezeichnet. Emmanuel Delamarche vom IBM-Forschungslabor Rüschlikon erhielt den Werner-Preis für seine innovativen Arbeiten im Gebiet der Oberflächenchemie. Der Grammaticakis-Neumann-Preis ging an die beiden Forscher Torsten Fiebig, Boston College, und Hans-Achim Wagenknecht, Universität Regensburg, für ihre Untersuchungen des Elektronentransports in DNA. Die SCG verlieh ihre höchste Auszeichnung, den mit CHF 20'000 und Goldmedaille dotierten Paracelsus-Preis, an einen der bedeutendsten Chemiker der Gegenwart, den britischen Oxford-Professor Sir Jack Baldwin. Seine reaktionsmechanistischen Untersuchungen zur Ringbildung von Molekülen und seine Arbeiten zur Aufklärung der Biosynthese der Beta-Lactam-Antibiotika, zu denen die Penicilline und Cephalosporine gehören, beeinflussten Generationen von Chemikern. Sein aktuelles Forschungsinteresse gilt der biomimetischen Synthese von Naturstoffen: Dabei werden Schlüsselschritte des Synthesewegs, den die Natur zum Aufbau eines Moleküls wählt, im Labor imitiert. "Sir Jack leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der molekularen Prozesse, auf denen die belebte Natur beruht", betonte SCG-Präsident Georg Fráter bei der Preisübergabe. Der Werner-Preis ging an den Franzosen Emmanuel Delamarche, der am IBM-Forschungslabor in Rüschlikon tätig ist. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Selbstorganisation von Molekülen an Oberflächen, die Entwicklung von Fabrikationsprozessen auf Basis der "weichen Lithographie", die bei der Herstellung von Flüssigkristallanzeigen Anwendung finden könnten, und die Mikrofluidik, mit deren Hilfe biologische Tests miniaturisiert werden können. Die SCG verleiht den mit CHF 10'000 und einer Medaille dotierten Förderpreis jährlich zum Gedenken an Alfred Werner, Chemieprofessor an der Universität Zürich und Empfänger des Nobelpreises 1913. SCG-Präsident Georg Fráter sagte in seiner Laudatio: "Ich freue mich, dass der Werner-Preis dieses Jahr einem Industrieforscher vom berühmten IBM-Forschungslabor zuerkannt wurde und die Preisverleihung an der Lehr- und Wirkungsstätte Alfred Werners stattfinden durfte." Der Grammaticakis-Neumann-Preis 2006 wurde an zwei Forscher verliehen: Hans-Achim Wagenknecht, Professor an der Universität Regensburg in Deutschland, und Torsten Fiebig, Assistenzprofessor am Boston College, USA, untersuchen den Elektronentransport in DNA und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Chemie von DNA-Schädigungen. Wagenknechts konzeptionelle und präparative Arbeiten und Fiebigs hochauflösende Messungen mittels ultraschneller Laserspektroskopie ergänzen sich dabei in idealer Weise. Mit der Preisverleihung möchte die SCG diese erfolgreiche Zusammenarbeit würdigen. Der Grammaticakis-Neumann-Preis ist ein internationaler Förderpreis für hervorragende Arbeiten in der theoretischen oder experimentellen Photochemie. Die Herbstversammlung der SCG wurde gemeinsam mit dem Jahreskongress der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz durchgeführt. Bei beiden Veranstaltungen an der Universität Zürich stand die Chemie im Brennpunkt. Am Jahreskongress der Akademie vom 12. und 13. Oktober stellten weltweit angesehene Wissenschafter ihre Vision zur "Chemie des Lebens" vor und diskutierten die neusten Forschungsergebnisse an den Schnittstellen von Chemie, Biologie und Medizin. Die Herbstversammlung der SCG ist eine Plattform für Nachwuchswissenschafter aus Hochschulen, Fachhochschulen und Industrie, die ihre Forschungsarbeiten präsentieren. Am 13. Oktober verzeichnete sie mit über 450 wissenschaftlichen Präsentationen und Postern eine neue Rekordbeteiligung.