Der Titel ist etwas irreführend: Das Buch berichtet keinesfalls über alle Produkte des Alltags, bei denen Chemie eine Rolle spielt. Der Fokus liegt auf Lebensmitteln, Kosmetika und Reinigungsmitteln. Das Buch wendet sich ausdrücklich nicht an Fachleute, sondern an den mündigen Verbraucher. Für den Laien ist das Buch allerdings nicht ganz leicht zu lesen, weil es doch einiges an Fachwissen voraussetzt. Der Aufbau des Buchs folgt im Wesentlichen dem Themenspektrum des Studiengangs Lebensmittelchemie. Es beginnt mit einer gelungenen Einführung in die Grundlagen der Chemie, die für das Verständnis der folgenden Kapitel erforderlich sind. Anschließend widmet sich der Autor den wichtigsten Produkten unseres täglichen Lebens, wie sie im Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch beschrieben sind. Der Autor konzentriert sich auf aktuelle Themen wie Zusatzstoffe, Nahrungsergänzungsmittel und Functional Food. Außerdem diskutiert er Streitfragen, beispielsweise zum Graubereich Lebensmittel – Arzneimittel. Selbst für den Fachmann interessant und neu sind Einschübe zur Geschichte der Alltagsprodukte. So ist es sicher nicht erstaunlich, dass die Heimat des Tees in Indien ist; aber dass sich Tee als japanisches Volksgetränk erst im 14. Jahrhundert etablierte, verwundert. Details verrät auch das Kapitel „Zehn Markennamen mit Geschichte“. Leser, die Interesse an den Produkten gefunden haben, freuen sich über viele Webadressen für die weitere Lektüre. Es sind zudem Museen beschrieben, die sich den Produkten widmen. Die Auswahl der Begriffe, die besonders wichtig sind und die der Autor daher hervorhebt, ist bemerkenswert gut gelungen. Für Lehrer und Schüler sind indes die vielen beschriebenen Experimente interessant: Die Versuche sind meist sehr anschaulich und mit einfachen Mitteln durchzuführen. Über Ernährung und Lebensmittel gibt es viele Bücher mit reißerischen Titeln und Inhalten, die den Verbraucher eher verunsichern denn belehren. Das vorliegende Buch hebt sich wohltuend davon ab, denn es berichtet vorurteilsfrei, neutral und außerordentlich sachkundig. Dabei versäumt es der Autor nicht, den Finger zu heben, wo es notwendig ist. Manchmal vereinfacht er Sachverhalte, zum Beispiel beim Begriff Allergie. Solche Ungenauigkeiten halten sich aber in Grenzen. Georg Schwedt hat mehrere lesenswerte Bücher zum Thema Lebensmittel geschrieben. In diesem Werk schöpft er gekonnt aus seinem umfangreichen publizistischen Erfahrungsschatz. Ich möchte dieses preislich akzeptable Buch allen interessierten Verbrauchern auf das Wärmste empfehlen: Es ist lehrreich, aber gleichzeitig kurzweilig geschrieben. Hans Steinhart, Hamburg aus: "Nachrichten aus der Chemie" 6/2010 (Gesellschaft Deutscher Chemiker)